A. Lange & Söhne

Rezension des A. Lange & Söhne Odysseus

Mit seinem ersten Edelstahlmodell will A. Lange & Söhne in der Welt der Luxus-Sportuhren Fuß fassen. Wie schlägt sich die Odysseus, die den Namen eines legendären Helden aus der griechischen Mythologie trägt, in unserem Test? Lesen Sie unsere Ergebnisse bei unserem jüngsten Besuch im WatchTime-Archiv!

Sport ist, wie so vieles im Leben, eine Frage des Geschmacks und des Talents. Der eine nimmt vielleicht am Ironman teil, der andere hält Schach für einen Sport. Letzterer ist in guter Gesellschaft, denn das Internationale Olympische Komitee stimmt ihm zu.

Um Anhänger beider Ansichten zu gewinnen, bewirbt A. Lange & Söhne seine neue Odysseus, unsere Testuhr, als „sportlich-elegante Uhr für sehr aktive Menschen“. Die Elite-Manufaktur hat dieser neuen Uhr viele Features spendiert, die sie robuster machen und ihren Einsatzbereich erweitern. Die Wahl des Gehäusematerials Edelstahl hilft schon ein Stück weit, denn diese Legierung ist deutlich unempfindlicher gegen Kratzer als die Edelmetalle Gold und Platin, die Lange ausschließlich für seine Uhren verwendet. Und anders als die für Lange typischen Krokodillederbänder macht dem Edelstahlarmband dieses Modell auch ein Bad im See nichts aus. Und wer diese Uhr bei schweißtreibenden Aktivitäten trägt, muss nicht 290 Euro zzgl. MwSt. (rund 375 Dollar) für den Austausch eines fleckigen, aber ansonsten hochwertigen Lederarmbands ausgeben.

Anschmiegsames Edelstahlarmband mit raffinierter Schließe
Hohe Temperaturen oder körperliche Anstrengungen können das Handgelenk zudem leicht anschwellen lassen, doch das ist für Langes Odysseus dank des raffinierten Verstellsystems der Schließe kein Problem. Das kreisrunde Logo auf der Schließe lässt sich nach unten drücken und verlängert so das Band in feinen Schritten um maximal 7 mm. Zum Kürzen einfach das Band wieder in die Schließe drücken. Dieser praktische Mechanismus funktioniert sehr gut und wir haben ihn häufiger benutzt, als wir zunächst erwartet hatten.

Neben Edelstahl als Material für Gehäuse und Armband qualifiziert die erhöhte Druckfestigkeit des Gehäuses diese Uhr für ein breiteres Spektrum an Aktivitäten. Die Odysseus ist die erste Lange-Uhr, die einem Druck von 12 Bar standhält, was dem Wasserdruck in 120 Metern Tiefe entspricht. Streng genommen ist die Druckfestigkeit bis zu einer Tiefe von 30 Metern, die Lange normalerweise angibt, nicht einmal für eine Dusche oder ein Schwimmbad geeignet. Dank ihrer verschraubten Krone übersteht die Odysseus problemlos einen Tauchgang vom Deck eines Segelboots. Eine sportliche Uhr sollte sowohl bei Licht als auch bei Dunkelheit gut lesbar sein. Die Odysseus erfüllt diese Anforderung mit Leuchtmasse auf ihrem Stundenzeiger, ihrem Minutenzeiger und ihren großen Indexen; nur der kleine Sekundenzeiger bleibt dunkel.

Ist die Odysseus bei all diesen neuen Features noch als Lange-Uhr erkennbar? Hier besteht kein Grund zur Sorge, denn die Manufaktur hat wichtige charakteristische Merkmale beibehalten. Das gilt für die lanzenförmigen Zeiger und den Sekundenzeiger mit skelettiertem Gegengewicht, für das Schriftbild der geeichten Skalen und in gewissem Maße auch für das Gehäuse, etwa die Form der Bandanstöße und die polierte Lünette. Natürlich trägt auch Langes Großdatumsanzeige zur Wiedererkennbarkeit bei. Die große Breite des Armbands an den Bandanstößen und der vergleichsweise zierliche Zeiger für die kleine Sekunde sind zwar gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt hat Lange geschickt neue und alte Designmerkmale kombiniert.

Das blaue Zifferblatt – ein Kunstwerk für sich
Das Zifferblatt ist ein Kunstwerk: Sowohl der Kranz der Stundenindizes als auch das Hilfszifferblatt für die Sekunde sind geriffelt, während die Innenteile sowohl des Hauptzifferblatts als auch des Hilfszifferblatts raue Oberflächen aufweisen. Die balkenförmigen Stundenindizes bestehen aus Weißgold und sind nicht nur zur Zifferblattmitte hin nach unten geneigt, sondern haben auch einen M-förmigen Querschnitt und sind in der Mittellinie mit Leuchtmasse gefüllt. Die satinierte Minutenskala verläuft entlang des Höhenrings – eine praktische und für Lange eher ungewöhnliche Lösung. Die rote Ziffer 60 auf dem Höhenring verleiht ihm einen Hauch von Sportlichkeit und erinnert zugleich an die rote Ziffer 12, die Lange bei seltenen Jubiläumsmodellen mit Emailzifferblatt verwendete.

Neu ist auch, dass der Wochentag in einem Fenster direkt gegenüber der Doppelblende für das Großdatum erscheint. Die Scheiben für diese beiden Anzeigen sind wie das Zifferblatt blau – ein kleines, aber wichtiges Detail, das allzu oft übersehen wird. Und wenn man es übersieht, beeinträchtigt die unpassende Farbgebung die Harmonie des Designs. Zudem ist für die Anzeigen dieselbe Schriftart gewählt worden, die auch den Markennamen auf dem Zifferblatt buchstabiert.

Lange hat nicht nur den Mechanismus für die Wochentagsanzeige entwickelt, sondern auch den Mechanismus für das Großdatum neu gestaltet, denn dieses befindet sich nun nahe am Rand des Zifferblatts, statt wie bisher näher an der Mitte. Um eine möglichst große Anzeigefläche zu erreichen, legt die Großdatumsanzeige die Ziffern in einen Einerring und eine Zehnerscheibe statt wie bisher in Kreuzform. Außerdem ist der Einerring nun größer und läuft um die Peripherie des Uhrwerks herum, sodass er zweimal mit den Ziffern 0 bis 9 markiert ist.

Der Mechanismus für den Wochentag und das Großdatum wird vom Stundenrad angetrieben, das alle 12 Stunden eine volle Runde vollführt. Seine Bewegung wird auf das 24-Stunden-Rad übertragen, das für jede 360°-Drehung einen ganzen Tag benötigt. Das 24-Stunden-Rad treibt die Wochentagsanzeige direkt an. Gleichzeitig treibt es auch ein Programmrad an, das den richtigen Fortschritt des Einerrings und der 10er-Scheibe steuert. Das Programmrad treibt das Getriebe des Einerrings an, sodass es sich pro Tag um einen Schritt vorwärts bewegt. Eine Ausnahme tritt ein, wenn der 31. Tag eines ablaufenden Monats in den ersten Tag eines neuen Monats übergeht. In diesem Fall sorgt ein fehlender Zahn im Programmrad dafür, dass der Gangwechsel einmal übersprungen wird. Das Programmrad treibt auch das Getriebe der 10er-Scheibe alle 10 Tage an. Nur beim Wechsel von der 3 auf das leere Feld wird nach zwei Tagen statt nach 10 umgeschaltet. Zur Korrektur des Datums hat Lange in ein Bauteil, das leicht mit einem Kronenschutz verwechselt werden kann, zwei Drücker integriert: Der obere Drücker stellt das Datum weiter und der untere den Wochentag um einen Tag zurück. Diese als Kronenschutz getarnten Drücker sind leicht zu bedienen und verfügen jeweils über einen präzisen Druckpunkt. Ein unbeabsichtigtes Auslösen ist äußerst unwahrscheinlich. Die spezielle Konstruktion ermöglicht es zudem, beide Anzeigen durch Drehen der Krone im oder gegen den Uhrzeigersinn über die Mitternachtsposition hinaus vor- oder zurückzuschalten. Der Mechanismus kann durch Fehlbedienung nicht beschädigt werden. Insgesamt besteht das Kalendersystem aus 99 Bauteilen.

Um im Kaliber L155.1 Datomatic den Wochentag anzuzeigen (oben und unten), musste die bekannte Großdatumsanzeige neu gestaltet werden. Die gesamte Kalenderkadratur besteht aus insgesamt 99 Einzelteilen.

Neues Uhrwerk vom automatischen Aufzug bis zur Unruh
Lange hat nicht nur die Kalenderfunktion neu konzipiert, das gesamte Uhrwerk wurde von der Glashütter Manufaktur speziell für die Odysseus entwickelt. Das Kaliber L155.1 Datomatic mit einseitig aufziehendem Rotor baut eine Gangreserve von 50 Stunden auf. Mit einem Durchmesser von 32,9 mm hat es die passende Größe für diese Uhr und bietet neben dem automatischen Aufzug weitere Features, die einem Sportuhrenwerk angemessen sind. So ist es das erste Lange-Kaliber, dessen Unruh mit der rasanten Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde schwingt. Dank dieser schnelleren Frequenz wirken sich Stöße und Vibrationen weniger stark auf die Ganggenauigkeit des Uhrwerks aus. Um die Luftverwirbelungen bei dieser höheren Frequenz zu minimieren, haben die Ingenieure eine glatte Unruh mit vier versenkten Regulierschrauben konstruiert, statt auf eine klassische Schraubenunruh oder eine Unruh mit Reguliergewichten auf dem Rad zu setzen.

Auch die Lagerung der Unruh hat Lange auf optimale Robustheit ausgelegt. Statt eines einseitig gelagerten Klobens wird die Unruh der Datomatic von einer beidseitig verschraubten Brücke getragen. Die für Lange typische Schwanenhals-Feinregulierung des Schlagwerks wurde durch eine ähnliche Konstruktion ersetzt, bei der eine vertikale Exzenterschraube die horizontale ersetzt.

Bei der Verzierung bleibt Lange seiner althergebrachten Praxis treu. Die Unruhbrücke ist mit floralen Motiven handgraviert, ihre Kanten sind abgeschrägt und poliert, ihre Schrauben gebläut. Es gibt eine Dreiviertelplatine und mindestens einen Lagerstein in einer verschraubten Goldfassung, der den Zapfen der Ankerradwelle aufnimmt und so ganz traditionell das Herz der Uhr definiert. Einzig das Streifenmuster ist etwas breiter als üblich. Jedes Detail verkörpert Uhrmacherkunst auf höchstem Niveau, so wie man es von einer Lange-Uhr erwarten würde.

Eine echte Lange-Uhr mit erweitertem Einsatzbereich
Auch die Gangwerte können sich sehen lassen. Die von uns getestete Odysseus ging am Handgelenk nur 1 Sekunde pro Tag vor. Unsere Zeitwaage bestätigte die genaue Zeitmessung und errechnete bei voll aufgezogener Schlagfeder eine durchschnittliche tägliche Abweichung von +1,1 Sekunden. Die Amplitude und damit auch die Ganggenauigkeit nehmen nach 24 Stunden deutlich ab, was bei einer Automatikuhr jedoch weniger relevant ist. Wichtig ist jedoch der Tragekomfort. Bei Metallarmbändern muss man manchmal Kompromisse eingehen, doch Langes neues Armband liegt sehr geschmeidig am Handgelenk und zwickt keine Haare ein. Neben der bereits erwähnten Schnellverstellung lässt sich das Armband auch ganz einfach kürzen. Zwei versenkte Drücker auf der Rückseite und zur Außenseite jedes Glieds lassen sich drücken, um einzelne Glieder zu entfernen.

Lange modifizierte das Design des Armbands und der Schließe. Das ausgeklügelte Verlängerungssystem in der Schließe und die Konstruktion des Armbands wurden von IWC für seine Fliegerchronographen entwickelt. (Lange und IWC gehören beide zur Richemont-Gruppe.) Die Verarbeitung ist durchweg perfekt, mit Ausnahme von nicht wegpolierten Frässpuren an den Innenseiten der Scharniere der Schließe. Abgeschrägte und polierte Kanten sind ein Erkennungsmerkmal hochwertiger Uhren. Lange schrägt und poliert deshalb die Kanten von Werk-, Gehäuse- und Armbandteilen. Diese glänzenden Flächen bilden einen schönen Kontrast zu satinierten Oberflächen und verleihen den fünf Gliederreihen des Edelstahlarmbands eine unverwechselbare sportliche Note.

Die Odysseus ist also eine echte Lange-Uhr – und dank der Uhrwerktechnologie und der typisch hohen Qualität der Verarbeitung und Verzierungen leicht als solche zu erkennen. Darüber hinaus hat die Glashütter Manufaktur mit diesem ersten in Serie gefertigten Modell aus Edelstahl das Einsatzspektrum ihrer Uhren deutlich erweitert, indem sie ein Gehäuse aus robustem Material mit höherer Druckfestigkeit in Kombination mit einem hervorragenden Metallarmband mit Schnellverstellung bietet. Diese Features lohnen sich nicht nur auf einem Segeltörn, sondern auch an einem Sommertag an einem einladend kühlen See.

SPEZIFIKATIONEN:
Hersteller: A. Lange Uhren GmbH, Ferdinand-Adolph-Lange-Platz 1, 01768, Glashütte, Deutschland
Referenznummer: 363.179
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, großes Datum, Wochentag
Uhrwerk: Manufakturkaliber L155.1, Automatik, 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, 31 Steine, Lange-Spirale, Glucydur-Unruh, Kif-Stoßdämpfung, Feineinstellung über vier Regulierschrauben, der Gang kann über einen Exzenter und eine Schwanenhalsfeder fein eingestellt werden, 50 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 32,9 mm, Höhe = 6,20 mm
Gehäuse: Edelstahl, Saphirglas mit Mohs-Bewertung 9 über dem Zifferblatt und auf der Rückseite, wasserdicht bis 120 Meter
Armband und Verschluss: Edelstahl, gesicherte Faltschließe mit integriertem Mechanismus zur Feineinstellung der Armbandlänge Länge
Gangergebnisse (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden, voll aufgezogen/nach 24 Stunden):
Am Handgelenk +1,1
Zifferblatt oben +0,4 / +2,2
Zifferblatt unten +3,3 / +3,4
Krone oben -1,3 / -6,8
Krone unten +2,5 / -4,0
Krone links +0,4 / -6,3
Größte Abweichung 4,6 / 10,2
Durchschnittliche Abweichung +1,1 / -2,3
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 278° / 238°
Hängende Positionen 245° / 196°
Abmessungen: Durchmesser = 40,5 mm, Höhe = 11,1 mm, Gewicht = 146,0 g
Preis: 28.800 $

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